Greiz – Der RSV Rotation Greiz bleibt der Lieblingsgegner des AV Germania Markneukirchen, die Bundesligaringer setzten sich in einer kampfbetonten und emotional geführten Begegnung vor 1000 Zuschauern in Greiz mit 17:11 durch und gaben damit die ‚Rote Laterne‘ des Tabellenletzten an den Lokalkonkurrenten ab.
Etwa 100 mitgereiste AVG-Fans machten von Beginn an Stimmung in der Sporthalle an der Eisbahn, mussten aber mit ansehen, wie zunächst der Gastgeber punktete. Mehmet Yüce (57 kg/FR) wehrte sich tapfer im leichtesten Limit gegen den Ex-Markneukirchner Razvan Kovacz und ließ nur ein 0:4 zu, was Greiz zwei Mannschaftspunkte einbrachte. Im Schwergewicht musste am letzten Hinrundenkampftag Anton Vieweg für Franz Richter einspringen, der sich eine schmerzhafte Fingerverletzung zugezogen hatte. Und der Halbschwergewichtler machte seine Sache gegen den 30 Kilo (!) schwereren Weltklasseringer Alin Alexuc-Ciurariu sehr gut, ging nach 2 Minuten gar mit 2:1 in Führung. Doch dann setzte der WM-Dritte von 2022 seinen Gewichtsvorteil in Punkte um und gewann am Ende mit 5:2.
Anatolii Buruyan (61 kg/GR) fühlt sich im griechisch-römischen Stil sichtlich wohl, gegen Alexander Grebensikov gewann der AVG-Neuzugang aus Moldawien mit 11:1 Punkten und holte damit drei Mannschaftszähler zum 3:4-Zwischenstand auf das Konto des AVG.
Immer stärker präsentiert sich auch Patryk Dublinowski (98 kg/FR), der dem Greizer Eigengewächs Sebastian Wendel beim 16:0-Abbruchsieg durch technische Überlegenheit keine Chance ließ. Beim AV Germania kann man sich schon darauf freuen, wenn Dublinowski in der Rückrunde im angestammten Mittelgewicht (86 kg) ringen kann, wo er im Vorjahr ungeschlagen blieb.
Im letzten Duell vor der Pause holte sich Roman Walter (66 kg/FR) endlich den ersehnten Sieg, der ihm in den letzten Begegnungen versagt blieb. Der 6:1-Punktsieg gegen Joel Wrensch war ein Sieg für sein Selbstbewusstsein, aber auch für das Mannschaftsergebnis enorm wichtig, denn der AVG Markneukirchen führte zur Pause mit 9:4 Mannschaftspunkten.
Zum Beginn der zweiten Hälfte des Kampfabends trieb Mihail Bradu (86 kg/GR) seinen defensiv eingestellten Landsmann Igor Besleaga mit unbändigem Kampfgeist vor sich her und siegte am Ende mit 6:0 Punkten. Mit Haken und Ösen ging es anschließend im Limit bis 71 Kilo zur Sache, wo sich Marco Stoll und der Greizer Routinier Christian Fetzer nichts schenkten. Ein ausgekugelter Finger von Stoll mehrere Kopfstöße auf beiden Seiten brachten dann auch den bis dahin gut pfeifenden Kampfrichter Petar Stefanov etwas aus der Spur. Am Ende war es ein 10:2 für Christian Fetzer, der auch schon für Markneukirchen die Ringerschuhe schnürte und sich nach dem Kampf ordentlich feiern ließ.
Beim Kampf im Limit bis 80 Kilo kochten die Emotionen hoch, nachdem Mokhmad Dadaev den frischgebackenen Deutschen Meister mit 6:3 bezwungen hatte. Der Kampfrichter sah wie Dadaev mit dem Finger an die Stirn in Richtung Publikum tippte und zeigte ihm daraufhin die rote Karte. „Er hatte dem Publikum gezeigt, dass man es nicht nur im Bizeps haben muss, sondern auch im Kopf, leider sah Petar Stefanov nur den Finger an der Stirn, aber selbst das dürfte keine rote Karte wert sein“, schüttelt Mannschaftsleiter Jörg Guttmann den Kopf über die überzogene Bestrafung des Kampfrichters. Die anfängliche Annahme des Unparteiischen und der Greizer, dass die rote Karte auch eine Disqualifikation- und damit vier Mannschaftspunkte für den RSV Rotation nach sich zieht, wurde in einem Anruf von AVG-Trainer Andre Backhaus beim einstigen Kampfrichterobmann Antonio Silvestri widerlegt, Dadaev behielt die Punkte, aber auch die rote Karte, da diese nach der Siegerverkündung vergeben wurde.
Beim Stand von 7:13 ging es in die letzten beiden Duelle des Kampfabends. Justin Müller (75 kg/FR) sorgte mit einem Wurf gegen Nikolay Grahmez für eine Schrecksekunde auf der Greizer Bank, doch dann war der Modawier in Greizer Diensten gewarnt und der EM-Dritte von 2022 beendete das Duell mit 20:4 vor Ablauf der ersten Kampfrunde. Im letzten Duell des Abends löste Alexandru Solovei (75 kg/GR) seine Aufgabe gegen Toni Stade ebenfalls in der ersten Runde durch technische Überlegenheit mit 15:0.
Nach einigen Minuten zur Prüfung der Sachlage im Limit bis 80 Kilo wurde das Endergebnis von 11:17 für den AV Germania Markneukirchen verkündet, wobei der AVG-Fanblock den Derby-Sieg gebührend feierte.
„Es war ein Kampf, der eigentlich alles geboten hat, ein Lokalderby eben, bei dem wir aber auch seit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga in den Vergleichen gegen Greiz ungeschlagen bleiben“, so AVG-Mannschaftsleister Jörg Guttmann nach der Begegnung. Markneukirchen und Greiz tauschen in der Tabelle nach Abschluss der Hinrunde die Plätze, die Ringer aus dem Oberen Vogtland rücken auf Rang 7 und haben unmittelbare Tuchfühlung zu Lichtenfels und Baienfurt/Ravensburg, die ebenfalls über 4:10 Punkte verfügen.
Gleich am kommenden Wochenende geht es in die Rückrunde. Damit wechseln in den 10 Gewichtsklassen die Stilarten. Die Mannschaft aus der Musikstadt muss am kommenden Samstag zum Rückkampf beim SC Kleinostheim antreten. Die Hessen führen das Feld der Ostgruppe gemeinsam mit Schorndorf und Burghausen an, die alle mit 12:2 Punkten an der Tabellenspitze stehen.
Text: Jörg Richter