„Hösbach hatte uns die Punkte schon auf dem silbernen Tablett serviert, doch am Ende haben wir den Kampf aus den Händen gegeben“, ärgerte sich RSV-Trainer Tino Hempel über die unnötige Niederlage vorm Vortag. „Ich habe meine Mannschaft auf den Sonntagskampf eingestellt, wir wollten unbedingt gewinnen“, so der erfahrene Greizer Coach.
Das Gleiche war aus der Markneukirchner Ecke zu erfahren, auch der AVG sah am Samstagabend schon wie der sichere Sieger aus, doch am Ende feierte Play-Off-Kandidat ASV Schorndorf den knappen 13:12-Erfolg. Auch AVG-Trainer Andy Schubert wollte mit seinem Team gegen Greiz im Abstiegskampf wichtige Zähler einfahren. Am Ende wurde es ein 20:20-Unentschieden.
Denis-Florin Mihai (57 kg/GR) machte gegen Markneukirchens Mehmet Yüce, der seit dem Rückrundenstart im ungewohnten griechisch-römischen Stil kämpfen muss, nicht viel Federlesen, nutzte die Bodenlage gegen den AVG-Ringer zum 15:0-Abbruchsieg durch technische Überlegenheit. Den Ausgleich stellte Magomedgadzhi Nurasulov im schwersten Limit bis 130 Kilo gegen den jungen Emil Thiele wieder her, den er in 93 Sekunden mit 15:0 ausgepunktet hatte.
Doch dann war es der Ex-Markneukirchner Razvan Kovacs, der im Limit bis 61 Kilo Markneukirchens Roman Walter nach vier Minuten mit 0:15 Punkten zurück in die Trainerecke schickte.
Luca Dariozzi (98 kg/GR) rückte mit seinen 83 Kilo erneut ins Halbschwergewicht auf, wo er den am Knie operierten Anton Vieweg ersetzen muss. Gegen den U-23-Weltmeister dieses Jahres, Alex Szöke, der im Vorjahr auch schon WM-Silber bei den Männern holte und 10 Kilo mehr auf den Rippen hatte, war der Italiener in Diensten des AVG vor allem im Bodenkampf chancenlos. Im letzten Duell vor der Pause wollte es Dustin Scherf endlich wissen und im zweiten Jahr beim AVG seinen ersten Sieg einfahren. Punkt für Punkt holte sich der Routinier, der am 15. November seinen 34. Geburtstag gefeiert hatte, gegen Rasul Galamatov. Nach 4:33 Minuten pfiff der insgesamt gut leitende Kampfrichter Marvin Manz den Kampf beim 16:1 ab, nachdem Scherf die dazu nötige 15-Punkte-Differenz hergestellt hatte. Mit 8:12 Punkten, aus Sicht des AV Germania, ging es in die Halbzeitpause.
Zum Auftakt der zweiten Hälfte des Vogtland-Derbys setzte Patryk Dublinowski (86 kg/FR) seine Siegesserie fort, gegen den Vize-Europameister von 2017 Martin Obst, der in Runde zwei konditionell abbaute, erkämpfte sich der AVG-Mittelgewichtler zum Beginn der letzten Kampfminute den 15:0-Überlegenheitserfolg.
Wie schon am Vorabend gegen den ASV Schorndorf, hatte AVG-Kapitän Justin Müller mit dem Moldawier Nicolai Grahmez den Bronzemedaillengewinner der diesjährigen Europameisterschaft erneut einen internationalen Spitzenringer vor der Brust. Grahmez nutzte seine Chance im Bodenkampf und sackte einen schnellen 15:0-Erfolg ein, der den alten Punktabstand in der Mannschaftswertung zum 12:16 wieder herstellte. Fast die gesamte erste Kampfrunde tastete Serjan Simonjan (80 kg/GR) seinen noch jugendlichen Gegner Maximilian Besser ab, doch dann gelang ihm ein Wurf aus dem Stand, mit dem er den Greizer auf beide Schultern drückte. Eine Sekunde vor dem Pausengong klopfte Kampfrichter Marvin Manz zum Zeichen des Schultersieges für Simonyan ab. 16:16 stand es damit vor den beiden Weltergewichtsbegegnungen, knisternde Spannung herrschte in der Musikhalle Markneukirchen.
Maximilian Simon hatte die letzten Begegnungen gegen den erfahrenen Christian Fetzer gewonnen, diesmal hatte sich der Routinier gut auf den AVG-Ringer eingestellt und ging mit 10:0 in Führung, was Greiz drei Mannschaftspunkte eingebracht hätte. „Das wäre auch in Ordnung gewesen, denn wir sind davon ausgegangen, dass Rasul Shapiev im letzten Duell vorzeitig gewinnt und vier Mannschaftspunkte holt“, erklärt AVG-Trainer Andre Backhaus die Situation. Doch Maximilian Simon setzte mit einer Risikoattacke alles auf eine Karte und fand sich fünf Sekunde vor Kampfende auf beiden Schultern wieder. Statt drei- wanderten nun vier Punkte auf das Greizer Konto zum 16:20 aus Sicht des AV Germania.
Ruslan Shapiev (75 kg/FR) erledigte seinen Job mit blitzschnellen Beinangriffen, mit denen er Lucas Kahnt nach 4:25 Minuten mit 16:1 Punkten in die Schranken wieß und zumindest das 20:20-Unentschieden rettete. Beide Fanblocks applaudierten ihren Teams, doch richtige Zufriedenheit wollte in beiden Trainerecken nicht einkehren, vier Punkte hätten es für beide Mannschaften an diesem Wochenende werden können, einer ist es am Ende geworden. Jetzt muss man abwarten, was dieser Zähler im Abstiegskampf am Ende wert ist.
Stimmen zum Kampf:
Andy Schubert, Trainer des AVG Markneukirchen: „Wir haben gestern einen sicheren Sieg noch aus den Händen gegeben, heute das Unentschieden, das uns auch etwas ärgert, dennoch – die Fans haben heute einen Kampf der Superlative erlebt“.
Jens Bernd, Vorsitzender des AV Germania Markneukirchen: „Wer heute zum ersten Mal einen Mannschaftskampf erlebt hat, kommt mit Sicherheit wieder !“
Jörg Richter